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3.2      Aufgabenspektrum in der Terminologiearbeit

Terminologiearbeit besteht darin, Fachwortschätze nach einschlägigen Regeln zusammenzustellen, zugänglich zu machen und bei Bedarf zu vereinheitlichen. Somit stehen zwar die Fachwörter (auch: Termini oder Benennungen) im Mittelpunkt des Interesses, zumal ja auch der Zugang zu den Daten über sie erfolgt, aber es ist keine Terminologiearbeit denkbar, die nicht die Begriffe hinter den Fachwörtern berücksichtigt.1

Terminologen befassen sich also

  • mit Begriffen als Denk- oder Wissenseinheiten
  • mit den Beziehungen zwischen den Begriffen
  • mit den Gegenständen, die durch die Begriffe erfasst werden, wobei die Gegenstände materiell oder nichtmateriell, real oder imaginär sein können
  • mit den Bezeichnungen und Beschreibungen der Begriffe

Typischerweise arbeitet ein Terminologe in einer Organisation (Unternehmen oder Institutionen), die das Ziel hat, die Fachsprache und Terminologie der eigenen Branche bzw. des eigenen Fachgebiets professionell einzusetzen. Gleichzeitig sollen durch die Terminologiearbeit i. d. R. Kosten gespart und die Verständlichkeit von Dokumenten erhöht werden. Der Terminologe führt also z. B. folgende Arbeitsschritte aus:

Er sammelt die Terminologie des gesamten Fachgebiets sowie seiner Organisation. Diese Sammlung kann einsprachig erfolgen, um beispielsweise die Texte/Dokumente der Organisation in Bezug auf ihre Verständlichkeit und Eindeutigkeit zu erhöhen. Meist jedoch erfolgt die Terminologiearbeit für mehrere Sprachen, da es im Zeitalter der Globalisierung kaum noch Unternehmen und Institutionen gibt, die nur mit einer Sprache arbeiten. Durch mehrsprachige Terminologiearbeit können unnötige Recherchen verhindert und Übersetzungskosten gespart werden.

Bei mehrsprachigen Projekten muss geprüft werden, ob die Begriffe in verschiedenen Sprachen übereinstimmen. Darüber hinaus wird innerhalb der Sprachen untersucht und erfasst, ob Synonyme vorliegen, also ob für ein und denselben Begriff verschiedenen Benennungen verwendet werden.

Bei einem Unternehmensprojekt besteht der nächste Schritt in der Regel darin, im Fall von Synonymen nur noch eine Benennung zuzulassen, damit der Sprachgebrauch vereinheitlicht und Übersetzungskosten reduziert werden können.

Ein Eintrag in einer zweisprachigen Terminologiedatenbank könnte so aussehen wie in Abbildung 4 dargestellt.

Ein Eintrag in einer Terminologiedatenbank gibt im Normalfall genau einen Begriff wieder: der Begriff im Beispiel weist allerdings viele Benennungen auf: In Abbildung 4 sind im Englischen 9 Synonyme erfasst, im Deutschen immerhin 5. All diese Benennungen stehen jedoch für denselben Begriff.

Wie zu erkennen ist, ist pro Sprache in dieser Datenbank eine Benennung als „preferred“ markiert, soll also im Unternehmen bevorzugt (oder ausschließlich) verwendet werden. Die anderen Benennungen haben den Status „deprecated“, sollen also nicht (mehr) verwendet werden. Sie bleiben jedoch als Synonyme in der Datenbank erhalten und werden kontinuierlich ergänzt, da sie für Suchen und Vergleiche zur Verfügung stehen müssen.

 Abbildung 4

Abbildung 4: Beispiel eines zweisprachigen Eintrags in einer Terminologiedatenbank
(Quelle: Petra Drewer)

Im dargestellten Beispiel ist es so, dass es auf begrifflicher Ebene im Deutschen und im Englischen keine Unterschiede gibt. Unter „Rückschlagventil“ stellt sich ein deutscher Muttersprachler dasselbe vor wie ein englischer Muttersprachler unter „check valve“. Diese Übereinstimmung ist auch an den Definitionen sichtbar. Doch dieser „einfache Fall“ der völligen Übereinstimmung („Volläquivalenz“) zwischen Sprachen ist nicht immer gegeben (zur näheren Erläuterung siehe Abschnitt 3.3).

Je mehr Sprachen ein Terminologieeintrag umfasst, desto schwieriger wird die Entscheidung, ob die erfassten bzw. vorgeschlagenen Benennungen tatsächlich immer denselben Begriff repräsentieren. Die Abbildungen 5 und 6 zeigen einen Fall von „Teiläquivalenz“, bei dem der Begriff in einer Sprache (Deutsch) weiter gefasst ist als in den zwei anderen Sprachen (Englisch und Französisch). Die Definition spielt in diesem Fall eine besonders wichtige Rolle, weil sie die begrifflichen Unterschiede (hier: die Größe der Fläche) versprachlicht. Als Mehrwert für den Leser unterstreicht zusätzlich die Anmerkung diesen Sachverhalt („a wood is of smaller extent“ bzw. „un bois couvre une surface de moindre étendue“).

 Abbildung 5

Abbildung 6 

Abbildungen 5 und 6: Beispiele für dreisprachige Einträge in einer Terminologiedatenbank
(Quelle: Donatella Pulitano)

Ähnlich verhält es sich beispielsweise mit „télécharger“. Auf Französisch umfasst der Begriff sowohl das Herunter- als auch das Hochladen von Daten. Die Benennungen „runway“ (EN) bzw. „piste“(FR) geben das wieder, was im Deutschen mit 2 Benennungen (Landebahn und Startbahn) ausgedrückt wird. Auch bei Fahrzeugklassen kommt es zu Abweichungen, mit denen viele Anwender von Terminologie nicht rechnen, so entspricht z. B. „subcompact car“ sowohl dem „Kleinstwagen“ als auch dem „Kleinwagen“ (DE).

Durch das begriffsorientierte Arbeiten, das an den Beispieleinträgen deutlich wird (1 Begriff = 1 Eintrag in der Datenbank), werden auch Mehrdeutigkeiten problemlos aufgelöst und sinnvoll abgelegt, denn Ambiguitäten werden in verschiedenen Einträgen verwaltet. In all diesen Fällen wird für jeden Begriffsinhalt ein eigener Eintrag angelegt, wobei die Informationen in einer Sprache wiederholt werden müssen. Beispiel: Maus (sowohl in der Zoologie als auch in der IT).

Da die Benennung „Maus“ unterschiedliche Begrifflichkeiten abbildet, müssen mehrere Datensätze angelegt werden, die jeweils einen Begriff umfassen. Die ambige Benennung kommt dann in beiden Einträgen vor. So kann man auch unterschiedliche Synonyme in den Einzelsprachen und unterschiedliche Äquivalente in verschiedenen Sprachen sauber zuordnen.

Dies ist ein zentraler Unterschied zwischen einer Terminologiedatenbank und einem Wörterbuch, denn letzteres würde nur einen Eintrag zum Schlagwort „Maus“ verzeichnen und innerhalb dieses Eintragsblocks beide Begriffe behandeln.



1 Semantiker würden sagen: „Wörter haben Bedeutungen“, während Terminologen diesen Sachverhalt mit der Aussage „Benennungen stehen für Begriffe“ beschreiben würden.

 



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© 2017 DIT (Deutsches Institut für Terminologie e.V.)
Petra Drewer, François Massion, Donatella Pulitano


 

Aktuelles

  • 19. DTT-Symposion 2025 „Terminologie in der KI – KI in der Terminologie“

    Termin: 27. bis 29. März 2025 Ort: Wormser Tagungszentrum in Worms

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  • DTT-Vertiefungsseminar: „Terminologiearbeit – Projekte, Prozesse, Wissensordnungen, Daten-Engineering“

    Termine: 14./15., 21./22. und 29./30. November 2024 Ort: Online

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  • DTT-Grundlagenseminar: „Terminologiearbeit – Grundlagen, Werkzeuge, Prozesse“

    Termin: Freitag, 27. September 2024, 9:00 - 16:30 Uhr Ort: LEONARDO KARLSRUHE, Ettlinger Straße 23, 67137 Karlsruhe

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  • DTT-Webinar: „Hands on: Terminologiearbeit mit ChatGPT“

    Termin: 18. September 2024, 13:00 - 14:30 Uhr Ort: Online

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  • DTT-Webinar: „Benennungsbildung und -bewertung“

    Termin: 4. September 2024, 10:00 - 11:00 Uhr Ort: Online

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  • DTT-Webinar: „Neuronale Maschinelle Übersetzung: Möglichkeiten der Terminologieforcierung (am Beispiel von DeepL)“

    Termin: 27. Juni 2024, 14:00 - 15:00 Uhr Ort: Online

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