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3.3      Erstellen von Begriffssystemen

3.3.1   Grundlagen
Begriffe werden in der professionellen Terminologiearbeit nicht isoliert betrachtet, sondern zueinander in Beziehung gesetzt. Die Erarbeitung eines Terminologiebestands beginnt also häufig mit dem Aufbau eines (kompletten) Systems von Begriffsbeziehungen für ein bestimmtes (Teil-)Fachgebiet. Diese Begriffssysteme geben das Wissen eines Fachgebiets in strukturierter Form wieder.

Die Beziehungen zwischen den Begriffen können hierarchischer oder nicht-hierarchischer Natur sein, wobei die hierarchischen Begriffsbeziehungen für die Terminologiearbeit bedeutsamer sind als die nicht-hierarchischen. Bei den hierarchischen Begriffsbeziehungen unterscheidet man Bestandsbeziehungen und Abstraktionsbeziehungen. Bei beiden hierarchischen Beziehungsarten werden Über- und Unterordnungen zwischen Begriffen her- bzw. dargestellt.

In nicht-hierarchischen Systemen werden z. B. sequentielle Beziehungen (wie chronologische Abfolgen oder Ursache-Wirkung-Beziehungen) oder Gegensatzbeziehungen dargestellt. Nur durch eine Kombination der verschiedenen Beziehungsarten können Sachgebiete vollständig und sinnvoll strukturiert werden.

Die folgenden Abbildungen zeigen zwei beispielhafte Visualisierungen. Während Abbildung 7 und Abbildung 9 auf Abstraktionsbeziehungen basieren, also Unterbegriffe zeigen, die durch Spezifizierung entstehen, zeigt Abbildung 8 ein System, das auf Bestandsbeziehungen (Teil-Ganzes-Beziehungen) beruht.

Abstraktionsbeziehungenzeichnen sich dadurch aus, dass ein Unterbegriff alle Merkmale seines Oberbegriffs enthält, gleichzeitig aber über mindestens ein weiteres Merkmal verfügt. Grafisch wird diese Beziehungsart üblicherweise in Winkeldiagrammen dargestellt.

Bestandsbeziehungen sind dadurch charakterisiert, dass sich der Verbandsbegriff, d. h. der übergeordnete Begriff, in seine einzelnen Teilbegriffe zerlegen lässt. Grafisch wird diese Beziehungsart üblicherweise in Klammerdiagrammen dargestellt.

 Abbildung 7
Abbildung 7: Beispiel für ein Begriffssystem (Abstraktionssystem mit polydimensionaler Reihe)
Quelle: Drewer/Schmitz 2017:11

Abbildung 8 
Abbildung 8: Beispiel für ein Begriffssystem (Bestandsbeziehungen)
Quelle: Drewer/Schmitz 2017:10

 Abbildung 9
Abbildung 9: Beispiel für ein Begriffssystem (Abstraktionssystem mit monodimensionalen Reihen)
Quelle: Drewer/Schmitz 2017:12

Die Reihen in Abstraktionssystemen entstehen auf unterschiedliche Art und Weise:

  • Monodimensionale Reihen entstehen, wenn pro Unterteilungsschritt nur ein Kriterium verwendet wird, z. B. Einteilung des Oberbegriffs Maus nur nach der Art der Datenübertragung in die Unterbegriffe Kabelmaus und kabellose Maus.
  • Polydimensionale Reihen entstehen, wenn in einem Unterteilungsschritt mehrere Kriterien verwendet werden (im Beispiel: „nach Schnittstelle“, „nach Datenübertragung“ und „nach Funktionsprinzip“). Werden die verschiedenen Einteilungskriterien nicht genannt, sondern alle Unterbegriffe gleichwertig aufgelistet, so ergibt sich eine ungeordnete und unübersichtliche Reihe (siehe Abbildung 7). Diese unübersichtliche polydimensionale Reihe kann jedoch in mehrere monodimensionale Reihen unterteilt werden, indem die Einteilungskriterien explizit genannt werden (siehe Abbildung 9: Beispiel für ein Begriffssystem (Abstraktionssystem mit monodimensionalen Reihen) Quelle: Drewer/Schmitz 2017:12
  • Dies erhöht die Lesbarkeit und Verständlichkeit des Abstraktionssystems und macht sichtbar, welche Überlegungen der Einteilung zugrunde liegen.

(vgl. Drewer/Schmitz 2017:11)

Eine weitere Unterteilungsmöglichkeit richtet sich nach der im System realisierten Hierarchie. Wenn jeder Begriff im System nur einen einzigen Oberbegriff hat, so spricht man von Monohierarchie. Polyhierarchie hingegen liegt vor, wenn ein Begriff mehrere Oberbegriffe hat, er also durch Unterteilung „auf verschiedenen Wegen“ erreicht werden kann. Durch überkreuzte Linien und die komplexe Darstellung sind polyhierarchische Systeme oft unübersichtlich und schwer nachvollziehbar. Allerdings geben sie die fachlichen Begrifflichkeiten und Zusammenhänge oft treffender und angemessener wieder als monohierarchische Systeme. (vgl. Drewer/Schmitz 2017:12, vgl. DIN 2331 1980:13f).

Besonders wichtig für die Terminologiearbeit ist die Verknüpfung der Begriffssysteme mit den terminologischen Kerndaten in der Terminologiedatenbank. Jeder Knoten in einem Begriffssystem (hier also jedes Kästchen, das einen Begriff repräsentiert) steht für eine Vielzahl an sprachlichen Informationen. Man könnte sich also vorstellen, dass hinter jedem Knoten ein terminologischer Eintrag steht, wie er in Abbildung 4 dargestellt wurde. Der Zugang zur begrifflichen Struktur könnte also über jedes beliebige Synonym und in jeder beliebigen Sprache erfolgen.

 



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© 2017 DIT (Deutsches Institut für Terminologie e.V.)
Petra Drewer, François Massion, Donatella Pulitano


 

Aktuelles

  • 19. DTT-Symposion 2025 „Terminologie in der KI – KI in der Terminologie“

    Termin: 27. bis 29. März 2025 Ort: Wormser Tagungszentrum in Worms

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  • DTT-Vertiefungsseminar: „Terminologiearbeit – Projekte, Prozesse, Wissensordnungen, Daten-Engineering“

    Termine: 14./15., 21./22. und 29./30. November 2024 Ort: Online

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  • DTT-Grundlagenseminar: „Terminologiearbeit – Grundlagen, Werkzeuge, Prozesse“

    Termin: Freitag, 27. September 2024, 9:00 - 16:30 Uhr Ort: LEONARDO KARLSRUHE, Ettlinger Straße 23, 67137 Karlsruhe

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  • DTT-Webinar: „Hands on: Terminologiearbeit mit ChatGPT“

    Termin: 18. September 2024, 13:00 - 14:30 Uhr Ort: Online

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  • DTT-Webinar: „Benennungsbildung und -bewertung“

    Termin: 4. September 2024, 10:00 - 11:00 Uhr Ort: Online

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  • DTT-Webinar: „Neuronale Maschinelle Übersetzung: Möglichkeiten der Terminologieforcierung (am Beispiel von DeepL)“

    Termin: 27. Juni 2024, 14:00 - 15:00 Uhr Ort: Online

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